Orchideen umgibt ein ganz besonderes Flair. Mehr als alle anderen Blumenarten stehen sie für Schönheit, Eleganz und Seltenheit. Kein Wunder, denn ihre Blüten haben wunderschöne Farben und außergewöhnliche Formen. Aus diesem Grund waren tropische Orchideen früher etwas ganz Besonderes. Sie wurden im Regenwald gesammelt und auf abenteuerlichen Schiffsreisen nach Europa transportiert. Das ist heute natürlich anders. Doch ihre Faszination haben die Orchideen bis heute behalten. Zahlreiche Züchtungen und Hybriden bringen mit ihrer Farbvielfalt immer wieder zum Staunen. Viele Arten lassen sich problemlos als Zimmerorchideen halten und einige eignen sich sogar für den Garten. Aber die Orchideen unterscheiden sich nicht nur optisch von allen anderen Blumen, auch in der Pflege haben sie spezielle Ansprüche. In diesem Ratgeber finden Interessierte spannende Hintergrundinformationen über Orchideen sowie Tipps zur Pflege und zur Auswahl der richtigen Orchideenart.
Was sind Orchideen?
Fast jeder kennt Vertreter der Orchideen, die sich häufig durch besonders prachtvolle, elegante Blütenformen auszeichnen. Doch die Familie der Orchideengewächse ist weitaus vielseitiger und sehr viel größer, als man vielleicht vermuten könnte.
Die Familie der Orchideengewächse
Die Blütenpflanzen werden in zwei große Gruppen eingeteilt: Die Nacktsamer, zu denen Nadelbäume und Farne gehören, und die Bedecktsamer (Blütenpflanzen). Als Orchideen werden Blütenpflanzen aus der Familie Orchidaceae, auf Deutsch Orchideengewächse, bezeichnet. Diese Familie stellt die zweitgrößte Gruppe innerhalb der Blütenpflanzen dar. Die größte Gruppe sind die Korbblütler (dazu gehört zum Beispiel das Gänseblümchen, der Löwenzahn, die Sonnenblume oder die Margerite).
Was kennzeichnet Orchideen?
Orchideen können sehr unterschiedlich aussehen. Es gibt nur einige, wenige Merkmale, die alle Orchideengewächse gemeinsam haben. Dazu gehören Besonderheiten der Blüte. Bei den Orchideen sind die Staubblätter zu einer sogenannten Säule (Gynostemium) zusammengewachsen. Die Pollenkörner liegen nicht einzeln, sondern als klebrige Pollenklumpen (Pollinien) vor. Typisch für Orchideengewächse ist außerdem, dass die Samen nur dann keimen, wenn bestimmte Pilze im Boden vorhanden sind, mit denen die Orchideen eine Symbiose eingehen. Was die Orchideen so beliebt macht, ist vor allem ihre oft sehr ungewöhnlich aussehenden, meist asymmetrischen Blüte. Bei den asymmetrischen Blüten ist ein Blütenblatt vergrößert und wird Labellum (Lippe) genannt.
Wie viele Orchideenarten gibt es?
Die Familie der Orchideengewächse umfasst hunderte verschiedener Gattungen. Die Anzahl der Orchideenarten liegt geschätzt zwischen 15.000 und 35.000, je nachdem welches Nachschlagewerk oder welchen Experten man dazu befragt. 2005 veröffentlichte der Pflanzenforscher Rafaël Govaerts Ergebnisse einer von ihm geführten Liste, auf der 859 verschiedene, meist tropische Orchideengattungen und über 25.000 Orchideenarten enthalten sind (1).
Wuchsformen: Epiphytische, terrestrische und lithophytische Orchideen
Bei der Evolution der Orchideengewächse entstanden unzählige, sehr unterschiedliche Arten. Sie alle haben sich auf ihre ganz spezielle Weise an das Leben in der jeweiligen Umgebung angepasst. Viele Orchideen findet man in tropischen und subtropischen Regionen, andere auch in unseren Breiten. Die Anpassung an die jeweiligen Standorte resultierte darin, dass es drei ganz unterschiedliche Wuchsformen bei den Orchideen gibt:
- Die Epiphyten, die auf anderen Pflanzen wachsen.
- Die terrestrischen Orchideen, die auf dem Boden wachsen.
- Die Litophyten, die auf Steinen wachsen.
Orchideenarten aus allen drei Gruppen können als Zimmerpflanzen gehalten werden. Welche besonderen Ansprüche sie an die Pflege haben und welche bekannten Arten dazu gehören, wird in den folgenden Kapiteln dieses Ratgebers genauer beschrieben.
Epiphytische Orchideen
Als Epiphyten (oder Aufsitzerpflanzen) bezeichnet man Pflanzen, die sich auf anderen Pflanzen ansiedeln, zum Beispiel auf Bäumen im tropischen Regenwald. Dort halten sie sich mit ihren Wurzeln fest. Sie sind jedoch keine Schmarotzer und nutzen ihre Wirtspflanze nur, um näher an das Licht zu gelangen. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit in tropischen und subtropischen Regenwäldern können die epiphytischen Orchideen über Luftwurzeln, schwammartige Speichergewebe und spezielle Speicherorgane genug Wasser und Nährstoffe aufnehmen und speichern. Weltweit gehören etwa zehn Prozent aller Pflanzen zu den Epiphyten (2). Bei den Orchideen sind es geschätzt rund zwei Drittel aller Arten, die epiphytisch leben.
Terrestrische Orchideen
Terrestrische Pflanzen (Landpflanzen) wachsen so, wie wir es hierzulande vom allergrößten Teil aller Pflanzen kennen. Die Wurzeln dringen in den Boden ein, verankern die Pflanzen und nehmen Wasser und Nährstoffe auf. Darüber erhebt sich die Pflanze, die ihre Blätter und Blüten zum Licht hin ausbreitet. Viele terrestrische Orchideen stammen aus tropischen oder subtropischen Regionen und bilden neben den normalen Wurzeln auch Luftwurzeln aus. Man nennt diese Arten auch semi-terrestrische Orchideen.
Lithophytische Orchideen
Die Lithophyten ähneln den Epiphyten. Ihre Lebensweise ähnelt den Epiphyten, doch sie wachsen nicht auf anderen Pflanzen, sondern siedeln sich auf Felsen oder Steinen an. Einige Arten können sich nicht nur mit den Wurzeln am Stein festhalten, sondern sind sogar in der Lage, das Gestein anzulösen und darin einzudringen. Bekannte Lithophyten sind die Tilllandsien, die zu den Bromelien gehören. Doch auch viele Orchideenarten wachsen auf Gestein.
So vermehren sich Orchideen in der Natur
Um Orchideen als Zimmerpflanze oder im Freiland vermehren zu können, sollte man über die generellen Mechanismen der Vermehrung bei Orchideen Bescheid wissen. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Vermehrungsarten:
Generative (geschlechtliche) Vermehrung durch Samen
Bei der geschlechtlichen (oder generativen) Fortpflanzung, wird eine Blüte bestäubt und bildet daraufhin Samen aus. Diese Samen vereinen das Erbgut der bestäubenden (männlichen) und der befruchteten (weiblichen) Pflanze. Keimen die Samen, wachsen ganz neue, genetisch unterschiedliche Pflanzen heran. Will man selbst Orchideen vermehren, ist es für Privatpersonen viel zu aufwändig, selbst Samen zu züchten. Hier kommt in der Regel nur die vegetative Vermehrung in Frage.
Vegetative (ungeschlechtliche) Vermehrung durch Meristeme, Ableger oder Teilung
Bei der ungeschlechtlichen (oder vegetativen) Vermehrung, wächst aus einem Teil einer Pflanze wieder eine neue Pflanze heran. Die Tochterpflanze ist genetisch mit der Mutterpflanze völlig identisch. Bei vielen Orchideen ist es zum Beispiel möglich, die Pflanzen zu teilen oder Ableger zu neuen Pflanzen heranzuziehen. In Erwerbsgärtnereien, die auf Orchideen spezialisiert sind, werden die Pflanzen manchmal in großen Mengen über Meristeme vermehrt. Das sind Gewebestücke der Orchidee, aus denen sich neue, identische Pflanzen bilden.
Die natürliche Verbreitung der Orchideen
Orchideen findet man auf jedem Kontinent der Erde (ausgenommen die Antarktis). In kalten Regionen und in unseren Breiten wachsen verschiedene Orchideenarten. Doch die überwiegende Zahl der Orchideen kommt aus den südamerikanischen oder asiatischen Tropen und Subtropen. Während in Europa nur rund 40 Orchideenarten zu finden sind, wurden im tropischen Asien bisher etwa 300 Gattungen mit Tausenden von Arten beschrieben. Tendenz steigend, denn in den Regenwäldern sind bisher längst nicht alle vorhandenen Arten entdeckt worden und es kommen ständig neue hinzu. Wer tropische Orchideen als Zimmerpflanze pflegen möchte, muss auf viele Besonderheiten Rücksicht nehmen, die auf der Herkunft der Pflanzen beruhen.
Artenschutz und Gefährdung
Leider sind viele Orchideenarten gefährdet. Die Abholzung der Regenwälder in tropischen und subtropischen Regionen schränkt den Lebensraum dort ein. Aber auch unsere europäischen Orchideen werden immer seltener, da ihre natürlichen Verbreitungsgebiete oft der Landwirtschaft oder dem Städtebau zum Opfer fallen. Darum ist es hierzulande verboten, Orchideen in der Natur zu sammeln (mehr dazu im folgenden Kapitel). Quellen: (1) P. Cribb, R. Govaerts: Just how many Orchids are there? In: Proceedings of the 18th World Orchid Conference. 2005, S. 161–172. (2) A. H. Gentry, C. H. Dodson: Diversity and Biogeography of Neotropical Vascular Epiphytes. In: Annals of the Missouri Botanical Garden. Band 24, Nr. 2, 1987, S. 205–233.
Geschichte und wirtschaftliche Bedeutung von Orchideen
Schon seit Jahrtausenden faszinieren die Orchideen Menschen in aller Welt. Beschäftigt man sich mit der Geschichte der Orchideengewächse, stößt man nicht nur auf interessante Fakten, sondern auch auf viele kuriose und spannende Details.
Die Kulturgeschichte der Orchideen
Seit 2500 Jahren werden Orchideen in ganz unterschiedlichen Kulturen immer wieder erwähnt. Die älteste Überlieferung stammt aus China, wo der Philosoph Konfuzius die Orchidee um 500 v. Chr. als Schriftzeichen verwendete, das soviel wie Eleganz, Schönheit oder Anmut bedeutet.
Woher haben die Orchideen ihren Namen?
Der Ursprung der Bezeichnung „Orchidee“ oder „Orchidaceae“ (Orchideengewächse) leitet sich vom griechischen orchis (Hoden) ab. Der Grund sind die zwei eiförmigen Wurzelknollen, die typisch für eine der bekanntesten Orchideen-Gattungen, die Knabenkräuter, sind. Diese Bezeichnung wurde das erste Mal von Theophrastus von Lesbos (griechischer Philosoph und Naturforscher, sowie Schüler des Aristoteles) etwa 300 v. Chr. in seinem Werk Historia plantarum verwendet.
Die ersten Zierpflanzen: Teure Importe
Ab dem 17. Jahrhundert waren die Menschen nicht mehr damit zufrieden, heimische Orchideen in ihren Gärten zu kultivieren. Die ersten tropischen Orchideen wurden auf monatelangen Reisen mit Schiffen nach Europa gebracht. Im 19. Jahrhundert entstanden in Europa, besonders in England, berühmte Orchideensammlungen. Die Prunkstücke der Sammlungen (zum Beispiel die Cattleya labiata mit ihrer großen, blauen Blüte) wurden bewundert, als Sensation gefeiert und schufen eine große Nachfrage nach immer neuen Orchideen. Reisende Sammler und Orchideen-Forscher hatten Hochkonjunktur. Erst ab dem 20. Jahrhundert wurden immer mehr Orchideen in Europa gezüchtet und die Nachfrage nach importieren Orchideen ging zurück. Doch auch heute noch werden für besonders seltene Pflanzen und neue Arten immens hohe Preise von Sammlern bezahlt, was leider oft dazu führt, dass die Orchideen im Heimatland rücksichtslos geplündert werden.
Darwins Vorhersage: Die Orchidee und der Nachtfalter
Eine Orchidee war der Inhalt einer Vorhersage Charles Darwin, die sich später bewahrheitete. Er entdeckte 1862 in Madagaskar die Orchidee Angraecum sesquipedale, mit einer Blüte, deren Nektar sich in einem 30 Zentimeter langen Sporn befindet. Um diese Pflanze zu bestäuben, müsse – so Darwin – ein Insekt mit einem ebenso langen Rüssel existieren. Und wo war es tatsächlich. Erst nach Darwins Tod entdeckte man einen Nachtfalter mit einem 22 Zentimeter langen Saugrüssel, der diese Blüte bestäubt (1). Sein Name Xanthopan morgani praedicta erinnert an die Geschichte, denn das lateinische Wort „praedictus“ bedeutet „vorausgesagt“.
Orchideen als Droge, Aphrodisiakum, Heilmittel
Während der ganzen Kulturgeschichte der Orchidee wurden Orchideengewächse auch immer wieder für – aus unserer heutigen Sicht – wenig empfehlenswerte Einsatzgebiete verwendet. Die Tarahumara, ein mexikanischer Indianer-Stamm, nutzen die Orchidee Trichocentrum cebolleta traditionell als berauschendes Halluzinogen. Im 19. Jahrhundert wurde einheimischen und importierten Orchideen eine Reihe von Heilwirkungen nachgesagt. Das kleine Knabenkraut sollte gegen Durchfall, die wohlriechende Orchidee Angraecum fragrans gegen Schwindsucht helfen. Das heimische Helmknabenkraut wurde als Aphrodisiakum verwendet und sollte die Potenz steigern.
Orchideen als Nutzpflanzen
Heute werden Orchideen vorwiegend als Zierpflanzen und Schnittblumen gezüchtet. Das hat immense wirtschaftliche Bedeutung. Allein Thailand erwirtschaftet jährlich rund 40 Millionen Euro mit dem Orchideenexport. Doch bestimmte Orchideen werden auch als Nutzpflanzen verwendet.
Orchideenmehl „Salep“
Eine türkische Spezialität ist ein Eis mit besonders zäher Konsistenz. Es enthält traditionell ein Mehl aus Knollen verschiedener Orchideen, vor allem Knabenkraut-Arten (Gattung Orchis). Dieses Orchideenmehl dient als Verdickungsmittel und wird Salep genannt. Auch in Getränken kommt es in der Türkei zum Einsatz, wird aber heute häufig aus Gründen des Naturschutzes (aber auch aus Kostengründen) durch günstigere Alternativen ersetzt.
Vanille: Aroma aus Orchideen
Die wirtschaftlich bedeutendste Orchideenfrucht ist die Vanilleschote. Die Orchideengattung Vanilla umfasst rund 110 Arten. Dazu gehört die Gewürzvanille Vanilla planifolia. Sie bildet schotenförmige Früchte, die in einem aufwändigen Prozess überbrüht, fermentiert und getrocknet werden. Letztendlich entstehen die schwarzen Schoten, die bei uns in jedem gut sortierten Supermarkt erhältlich sind. „Bourbon-Vanille“ nennt man sie dann, wenn sie von den sogenannten Bourbon-Inseln stammt, zu denen unter anderem Réunion (früher Ile Bourbon), die Komoren, die Seychellen und Madagaskar gehören. Andere Vanilla-Arten werden in der Parfümherstellung eingesetzt.
Düfte und Parfüms
Parfümhersteller suchen ständig nach neuen, ungewöhnlichen Düften. Die riesige Familie der Orchideengewächse sorgt hier ständig für Nachschub. Dabei müssen nicht unbedingt die (in der Regel geschützten) Orchideen in großen Mengen geerntet werden. Heute können Düfte auch analysiert und dann im Labor nachgebaut werden. Quellen: (1) Kritsky, G. Darwin’s Madagascan hawk moth prediction. American Entomologist 2001, 37:206-210.
Orchideenarten – Riesige Vielfalt
Die Anzahl der Orchideenarten ist riesig, doch nur ein kleiner Teil davon kommt zur Pflege im Garten oder als Zimmerorchidee in Frage. Unter ihnen sind sehr unterschiedliche Arten, die sich optisch und in ihren Pflegeansprüchen stark unterscheiden.
Was sind Gattungen, Arten, Sorten und Hybriden?
Insgesamt gibt es geschätzt zwischen 15.000 und 35.000 verschiedene Orchideenarten. Doch wann spricht man eigentlich von einer Art? Und was sind Sorten und Hybriden? Um Orchideenarten genauer vorzustellen, sollen zunächst diese Begriffe geklärt werden.
Die Orchideen-Gattung
In der Biologie werden die Pflanzen nach einem hierarchischen System eingeteilt. Pflanzen mit bestimmten, ähnlichen oder gleichen Merkmalen werden in eine Familie eingruppiert. Bei den Orchideen ist das die Familie der Orchidaceae. Innerhalb dieser Familie werden die Orchideen in verschiedene Gattungen eingeteilt, die mindestens eine, oft aber auch hunderte von Arten enthalten.
Die Orchideen-Art
Die Art oder Spezies ist die Grundeinheit der biologischen Einteilung. Jede Art zeigt Merkmale, die sie (mehr oder weniger) klar von anderen Arten abgrenzt. Gattung und Art bilden zusammen den lateinischen Namen der Pflanze. Beispiel: Phalaenopsis amabilis. Phalaenopsis ist die Gattung, die Art heißt amabilis.
Was sind Sorten?
Sorten sind züchterisch entstandene Varianten einer Pflanzenart. Innerhalb einer Art kann es verschiedene Sorten geben, die sich zum Beispiel nur in der Blütenfarbe unterscheiden. Die Sorte wird oft in Anführungszeichen hinter den Art- oder Gattungsnamen gestellt. Beispiel: Phalaenopsis sogo ‚grape‘ (Blüte hat die Farbe roter Trauben).
Was sind Hybriden?
Eine besonders wichtige Rolle bei Orchideen spielen die Hybriden. Das sind Kreuzungen von zwei oder mehr Arten, die auch in der Natur manchmal vorkommen. Wichtig sind die Hybriden aber bei der Orchideenzucht. Durch Hybridisierung werden immer neue Orchideen mit besonders geformten oder gefärbten Blüten oder anderen außergewöhnlichen Merkmalen erzeugt. Hybriden werden im Namen oft durch ein „x“ gekennzeichnet.
Wild wachsende Orchideen und Garten-Orchideen
Orchideen wachsen in unseren Breiten nur dann im Freiland, wenn sie an die hiesigen Bedingungen (Temperatur, Wasserangebot) gewöhnt sind. Deshalb eignen sich besonders einheimische Orchideen, aber auch einige Arten, die aus kühleren Regionen anderer Teile der Welt stammen.
Einheimische Orchideen
Es gibt in Deutschland rund 60 Orchideenarten, die wild wachsend vorkommen. Die bekannteste Gattung sind die Frauenschuhe (Cypripedium), zu denen der Gelbe Frauenschuh gehört. Leider sind Frauenschuhe immer seltener in der Natur zu finden. Auch die Waldvögelein (Cephalanthera) gehören zu den deutschen Waldorchideen. Vertreter sind zum Beispiel das Rote Waldvögelein und das Schwertblättrige Waldvögelein. Das Weiße Waldvögelein war 2017 „Orchidee des Jahres“. Zur Orchidee des Jahres wählen die AHO (Arbeitskreise Heimischer Orchideen) besonders schützenswerte Arten. Die Stendelwurzen (Epipactis) findet man vor allem in Süd- und Mitteldeutschland wild wachsend. Auch die früh blühenden Knabenkräuter (Dactylorhiza, Orchis) sind stellenweise hier noch heimisch. Schutz wild wachsender Orchideen: Sämtliche einheimischen Orchideen stehen unter Naturschutz und sind zum Teil stark vom Aussterben bedroht. Es sollte deshalb klar sein: Pflücken und Ausgraben ist verboten (2). Einige der einheimischen Arten lassen sich jedoch käuflich erwerben und können als Gartenorchideen gepflegt werden.
Orchideen für den Garten
Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Orchideen, die winterhart sind und sich bei unserem Klima wohlfühlen. Von diesen lassen sich wiederum nur einige Arten im Garten pflegen, denn manche Orchideen haben spezielle Bedürfnisse (zum Beispiel eine Symbiose mit bestimmten Pilzen) und wachsen nur schlecht oder gar nicht in unserem Gartenboden. Während tropische Orchideen unter zehn Grad schon frösteln, können die folgenden Arten mehr oder weniger einfach im Garten gehalten werden (mehr dazu bei den Pflegetipps): Epipactis (Stendelwurzen): Die Gattung der Stendelwurzen umfasst mehrere Arten, die in Mitteleuropa heimisch sind, und im Garten (zum Teil im Moorbeet) gut gedeihen. Cypripendium (Frauenschuh): Frauenschuh-Orchideen mit ihren namensgebenden, hübschen, bauchigen Blüten sind winterhart und eignen sich für den Garten. Dactylorhiza (Knabenkraut): Unter den Knabenkräutern (auch Kuckucksblumen oder Fingerwurzen) lassen sich mehrere Arten als Gartenorchideen pflegen. Sie verschönern Beete mit großen, traubigen Blütenständen. Pleionen (Bergorchideen aus Tibet): Aus den harschen Regionen Tibets stammend, vertragen auch die Pleionen die Winter hierzulande gut. Eine große Zahl an Hybriden besticht mit besonders schönen und großen Blüten. Asisatische Freiland-Orchideen: Im Handel findet man häufig weitere Orchideen, die aus Asien stammen und im Freiland gut gedeihen. Dazu gehören zum Beispiel die Gattungen Bletilla und Calanthe. Moor-Orchideen: Zu den Moororchideen gehören Orchideen aus verschiedenen Gattungen, die alle einen sehr nährstoffarmen, feuchten Moorboden benötigen. Dazu gehören verschiedene einheimische Arten (zum Beispiel das Torfmoosknabenkraut oder die Echte Sumpfwurz), aber auch Orchideen-Gattungen aus Asien oder Amerika (Calopogon, Eleorchis, Pogonia, Spiranthes).
Die schönsten Zimmerorchideen
Bei den Zimmerorchideen gibt es Tausende und Abertausende von verschiedenen Sorten und Hybriden. Tagtäglich kommen neue hinzu. Im Folgenden werden daher nur einige, wenige Beispiele für beliebte Orchideengattungen gezeigt. Aufgrund der Vielfalt ist es nicht möglich, einen kompletten Überblick zu geben. Nicht alle Sorten sind immer und überall erhältlich, dafür kommen ständig neue Sorten in den Handel. Aber hoffentlich macht diese Übersicht Lust darauf, sich über weitere Orchideen zu informieren oder sich beim Händler des Vertrauens von seinem Sortiment inspirieren zu lassen.
Gattung Phalaenopsis – Die Schmetterlingsorchideen
Die Orchideen aus der Gattung Phalaenopsis gehören zu den bekanntesten und mit Abstand am meisten verkauften Vertretern der Zimmerorchideen. Und das zu Recht. Der Name Phalaenopsis leitet sich vom griechischen phalaina (Falter) und opsis (Anblick) ab, da die Blüten an tropische Schmetterlinge erinnern. Man findet eine Vielzahl von Hybriden, die sehr unterschiedliche Blütenfarben oder -muster und zum Teil auch besonders große Blüten haben. Phalaenopsis blühen zudem vergleichsweise lange. Beispiele für interessante Sorten und Hybriden:
- Phalaenopsis amboinensis und Phalaenopsis lueddemanniana – Auffällig gemusterte Blüten. Die Blüten dieser beiden Orchideenarten und deren Hybride sind ein echter Blickfang mit rötlichen, pinkfarbenen oder gelb-roten Streifen.
- Phalaenopsis liodoro – Betörender Duft. Diese einfach zu pflegende Orchidee verströmt besonders zur Mittagszeit einen intensiven, zitrusartigen Duft.
- Phalaenopsis violacea ‚alba‘ – Weiße Blütenpracht. Sehr hübsche, schneeweiße Blüten, zum Teil mit leicht pastellfarbenen Rändern.
- Phalaenopsis Big Singolo’Purple‘ oder ‚White‘ – Beeindruckende Einzelblüte. Die „Big Singolo“ hält, was der Name verspricht. Während der Blütezeit trägt die sonst eher unscheinbare Orchidee eine einzelne, große und wunderschöne Blüte.
- Phalaenopsis elegant – Sorten mit fantastischer Blütenvielfalt. Wunderschöne Sorten wie ‚Polka Dots‘ (weiß mit roten Punkten), ‚Dream Diamond‘ (künstlerisch anmutendes Muster in verschiedenen Pink- und Rosatönen) oder ‚Debora‘ (rote Blätter mit weißem Rand).
Cattleya – Südamerikanische Schönheiten
Die Gattung Cattleya ist nach dem englischen Orchideengärtner William Cattley benannt. In dieser Gattung findet man viele besonders schöne Orchideen, die sich oft auch für Anfänger eignen. Ihre Blütenfarben reichen von Weiß über Rot, Orange und aparte Muster bis hin zu einem strahlenden Blau. Zur Gruppe der Cattleya werden häufig auch noch weitere Orchideen hinzugerechnet, zum Beispiel Brassavola-. Laelia- oder Sophronitis-Arten. Besonders schöne Cattleya-Arten und -Hybriden:
- Cattleya forbesii – Blüten von Weiß bis Gelb. Es gibt unterschiedliche Sorten, die weiß (z. B. Sorte ‚alba‘) oder gelb (z.B. Sorte ‚aurea‘) blühen.
- Cattleya amethystoglossa – Ausgefallene Blüten, oft in Pink und Lila. Sorten und Hybriden dieser Art haben große, auffällig gemusterte Blüten mit einem tollen Farbenspiel.
- Cattleya guttata – Große Farbvielfalt. Diese kleinere Orchidee bietet Sorten von weiß (‚alba‘) über gefleckt (‚tigrina‘) bis zu einem besonders schönen Blauton (‚coerulea‘).
- Cattleya intermedia – Auch für Anfänger geeignet. Diese Orchidee lässt sich relativ einfach pflegen und bietet viele Sorten mit hübschen Blütenfarben.
Cymbidium – Große Orchideen mit langen Blütenrispen
Zu der Gattung Cymbidium gehören einige mittelgroße bis sehr große Orchideen, die mitsamt Blütenstand bis zu 80 Zentimeter hoch werden können. Sie stammen ursprünglich aus China. Heute werden sie aufgrund ihrer wunderschönen Blütenfarbe und langen Blütenrispen auch bei uns immer häufiger gezüchtet und im Handel angeboten. Schöne Arten und Sorten sind unter anderem:
- Cymbidium cascade – auffällig große, „kaskadenartig“ herabhängende Blütenstände in diverseren Farben (weiß, rosa).
- Cymbidium Butterball – Blütenrispen mit zahlreichen gelben Blüten.
- Cymbidium Kiwi Midnight ‚Geyserland‘ – dunkelste Cymbium, sehr auffällig, mit dunkelroten Blüten, die fast schwarz wirken.
Weitere interessante Orchideen-Gattungen
- Dendrobium: Gattung mit zahlreichen wunderschönen und oft großwüchsigen Orchideensorten. Die wichtigsten Arten sind Dendrobium nobile und Dendrobium bigibbum.
- Oncidium: Gattung, die häufig kleinere Orchideen mit mehreren, kleinen Blüten (oft in Gelbtönen) hervorbringt.
- Paphiopedilum: Auf deutsch „Venusschuh“ genannt, erinnert die auffällige Blütenform dieser aus Asien stammenden Gewächse an unsere heimischen Frauenschuh-Orchideen.
- Vanda: Aufgrund der wunderschönen, oft auffällig gemusterten Blüten häufig als Schnittblume genutzt. Auch im Topf kultivierbar, aber eignet sich weniger für Orchideen-Anfänger.
Welche Zimmerorchideen lassen sich gut kombinieren?
Wer einmal Gefallen an Zimmerorchideen gefunden hat, bei dem bleibt es oft nicht bei nur einer einzelnen Orchidee. Mit der Zeit macht man sich Gedanken, welche Arten gut nebeneinander wirken oder sich sogar einen Topf teilen könnten. Mit den folgenden Tipps gelingt die optimale Kombination verschiedener Orchideen.
In einem Topf? Nur schwer umsetzbar!
Zwei Orchideen im gleichen Substrat und im selben Topf zu halten, empfehlen Experten eher nicht. Orchideen haben sehr spezielle Pflegeansprüche und benötigen oft Unterstützung und kleine Anpassungen bei der Feuchtigkeit oder der Temperatur. Diese sind individuell nicht mehr möglich, wenn zwei Pflanzen im gleichen Topf stehen. Auch wenn eine Pflanze krank wird, muss man die an den Wurzeln verflochtenen Pflanzen mühsam trennen, was oft beide Orchideen nicht überstehen.
Die Pflanzschale: Gemeinsam und doch getrennt
Eine Alternative zum gemeinsamen Topf sind große Pflanzschalen, in die man mehrere Orchideentöpfe stellt. Diese kann man zugleich nutzen, um die Luftfeuchtigkeit für die Pflanzen zu erhöhen. Dazu füllt man eine Schicht Blähton (z.B. Seramis) in die Schale, füllt mit Wasser auf und stellt darauf die Töpfe (sie sollen nicht ins Wasser eintauchen). Mit Moos, Kies oder anderem Dekorationsmaterial lässt sich das Arrangement so abdecken, dass es wie ein gemeinsamer Topf wirkt. Dennoch sollte man auch hier nicht zu „wild“ mischen. Orchideen verschiedener Gattungen haben oft sehr unterschiedliche Ansprüche an das Licht, Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Was aber meist gut funktioniert, ist die Kombination verschiedener Orchideen mit ähnlichen Wasser- und Lichtansprüchen, die auch zeitgleich blühen. Wie wäre es mit einem Arrangement mit drei verschiedenen Phalaenopsis mit unterschiedlicher Blütenfarbe?
Ein Orchideenfenster gestalten
Auf einem Fensterbrett kann man Orchideen auch einfach kombinieren, indem man sie nebeneinanderstellt und damit ein Orchideenfenster gestaltet. Tipps zur Gestaltung eines Orchideenfensters:
- West- und Ostfenster eignen sich für die meisten Orchideen am besten.
- Schmale Fensterbretter kann man durch Auflegen von Holzplatten vergrößern.
- Kleine Arten nach vorne, größere Arten nach hinten stellen.
- Blütenfarben kombinieren, die entweder ähnlich sind oder einen schönen Kontrast darstellen.
- Auf gleiche Blühzeiten achten oder – noch besser – erst dann zusammenstellen, wenn die Blüte bereits begonnen hat.
- Auch auf das Design der Töpfe achten, damit diese gut zusammenpassen.
- Das Arrangement lässt sich gut mit ausgewählten Dekorationsstücken auflockern.
- Auf dem Fensterbrett auf die Orientierung der Pflanzen achten: Soll das Arrangement von innen oder von draußen betrachtet die optimale Wirkung haben?
- Sehr große und besonders auffällige Orchideen gehen in Kombinationen leicht unter. Sie wirken einzeln oft besser.
Quellen: (1) NABU Deutschland. „Anschauen ja, pflücken nein. Orchideen sind ein Zeichen für naturnahe Lebensräume.“ https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/pflanzenwissen/19313.html
Pflege von Orchideen im Freiland
Orchideen werden heute häufig in Innenräumen gepflegt und sind als Zimmerpflanzen in fast jedem Gartencenter erhältlich. Gartenorchideen hingegen sind immer noch etwas ganz Besonderes. Damit Orchideen sich im Freien gut entwickeln, sollte man auf eine durchdachte Auswahl der Arten und die richtige Pflege achten.
Welche Arten eignen sich?
Im vorangegangenen Kapitel wurden bereits einige Orchideengattungen vorgestellt, die sich für die Pflege im Garten eignen. Bei der Auswahl sollte beachten:
- Einheimische oder winterharte Arten wählen.
- Genau auf die Pflegebeschreibung achten. Im Zweifelsfall noch einmal recherchieren, welche Ansprüche die gekaufte Orchidee hat.
- Sollen es einheimische Arten sein, die so auch in der Natur vorkommen und für die man den natürlichen Standort nachbildet? Oder möchte man auf exotischere und dennoch winterharte Orchideen oder ausgefallene Hybrid-Züchtungen setzen?
- Orchideen sind oft etwas heikel in der Pflege. Anfänger sollten Arten wählen, die relativ robust und einfach zu halten sind.
- Es kann trotz bestmöglicher Pflege geschehen, dass nicht alle Orchideen sich im Freiland optimal entwickeln. Boden, Licht und Temperatur sind regional sehr unterschiedlich. Wächst eine Art besonders gut, lohnt es sich oft, weitere Pflanzen dieser Art oder Gattung zu kaufen und damit „schwächelnde“ Orchideen zu ersetzen.
Standort, Pflege und Tipps zur Überwinterung
Orchideen haben speziellere Ansprüche an ihren Standort, als viele andere Pflanzen im Garten. Beachtet man einige Punkte, wird man jedoch mit wunderschönen Blüten belohnt. Grundsätzlich gilt: Die folgenden Angaben sind nur grobe Richtwerte und können von Art zu Art abweichen.
Der richtige Standort und Boden
Am besten eignet sich ein halbschattiger Standort, der zur heißesten Tageszeit (11 bis 15 Uhr) keiner direkten Sonne ausgesetzt ist. Ideal sind Hecken oder Sträucher in der Nähe, die vor Wind schützen und in der Mittagszeit Schatten spenden. Bodendecker können die empfindlichen Wurzeln beschatten und vor dem Austrocknen schützen. Einige Arten wie Epipactis und Bletilla gedeihen aber auch gut an sonnigeren Standorten. Der Boden sollte individuell an die zu pflanzenden Arten angepasst werden. Am besten kombiniert man Arten, die ähnliche Ansprüche haben. Zum Beispiel bevorzugt der Fauenschuh (Cypripedium) einen kalkreicheren Boden mit höherem pH-Wert. Wichtig ist, dass der Boden wasserdurchlässig ist und sich keine Staunässe bildet. Lehmige Böden sind weniger geeignet und können durch Beimischen von Sand oder Lavagranulat aufgelockert werden. Niemals Komposterde oder Humus untermischen, denn Orchideen lieben nährstoffarme Böden. Normale Garten- oder Blumenerde sind für Orchideen tabu.
Ein- und Umpflanzen
Orchideen kann man im Herbst oder im zeitigen Frühjahr in den Garten setzen. Zum Einpflanzen einer Orchidee hebt man eine Grube von etwa 40 Zentimeter Tiefe aus und füllt diese zu einem Drittel mit einer Drainageschicht (grober Kies, Steine oder Blähton). Darauf kommt ein Pflanzsubstrat, das auf die jeweilige Orchideenart abgestimmt sein sollte. Praxis-Tipp: Fertige Substratmischungen sind im Handel erhältlich. Es gibt für fast jede Orchideenart aber auch spezielle Empfehlungen für selbstgemischte Substrate, die von Liebhabern und Züchtern oft jahrzehntelang erprobt wurden. Nach dem Einsetzen der Orchidee und Auffüllen des Loches mit Substrat, kann man die Oberfläche noch mit Blähton abdecken. Das sieht nicht nur hübsch aus, sondern hält die Oberfläche auch feucht und schützt vor dem Austrocknen. Umpflanzen sollte man vermeiden, da viele Orchideen (zum Beispiel Cypripidium) Verletzungen im Wurzelbereich nur schlecht tolerieren. Andere Gattungen wie Epipactis und Bletilla kann man dagegen recht gut teilen und umpflanzen. Dafür gräbt man die umzusetzende Orchidee vorsichtig aus, reinigt die Pflanze und geht dann vor wie oben beim Einpflanzen beschrieben.
Gießen und Düngen
Bei der Bewässerung und beim Düngen gelten zwei relativ einfache Regeln, die man je nach Orchideenart aber individuell an die jeweiligen Pflegeempfehlungen anpassen sollte:
- Freiland-Orchideen so viel und so oft Gießen, dass der Boden im Wurzelbereich nicht komplett durchtrocknet. Staunässe aber unbedingt vermeiden! Das lässt sich im Hochsommer oft nicht leicht umsetzen. Praxis-Tipp: Oft und dafür weniger gießen sowie den Boden mit anderen Pflanzen oder einer Schicht aus Blähton beschatten und vor dem Austrocknen schützen.
- Beim Düngen gilt: Weniger ist mehr. Einige Arten benötigen gar keinen Dünger oder nur speziellen Orchideendünger in einer auf die Orchideenart abgestimmten Dosierung. Im ersten Jahr nach dem Auspflanzen sollte man gar nicht düngen.
Überwintern von Garten-Orchideen
Viele Orchideen, die man im Garten anpflanzen kann, sind frostresistent und überstehen normale Winter hierzulande unbeschadet (z.B. Cypripedium). Sie profitieren aber häufig von einem Nässeschutz, zum Beispiel einer auf vier Stützen aufgelegten, frostfesten Plexiglasplatte. Trockenheit im Winter regt die Orchideen zur Blüte an. Zeigen sich erste neue Triebe, sollte man diese im Winter oder bei Spätfrösten im Frühjahr schützen (zum Beispiel mit Reisigzweigen abdecken oder das Substrat um die jungen Triebe herum anhäufeln). Epipactis, Dactylorhiza und Gymnadenia kommen oft auch ganz ohne Schutz gut durch den Winter. Andere Gattungen wie Bletilla und Pleione benötigen bei Minusgraden einen Schutz. Hier eignen sich die im Handel überall erhältlichen Pflanzenvliese, das man in mehreren Lagen direkt auf den Boden legt (mit Steinen am Rand fixieren). Darüber legt man als Nässeschutz eine Folie oder nutzt, wie oben beschrieben, eine Plexiglasplatte.
Ein Moorbeet anlegen
Es gibt viele Orchideen für das Freiland, die in der Natur in Moorgebieten wachsen. Auch diese lassen sich im heimischen Garten pflegen, wenn man ein Hochmoorbeet anlegt. Bei diesem besteht der Boden aus Torf. Der pH-Wert ist sauer. Ein Moorbeet erfordert etwas Aufwand, das Vorgehen entspricht dem Anlegen eines kleinen Teiches. So legt man ein Hochmoorbett an:
- Eine Stelle auswählen, die in der Sonne oder im Halbschatten liegt.
- Moorbeet am besten im Herbst anlegen, über Winter „setzen“ lassen und erst im Frühjahr bepflanzen.
- Substrat vorbereiten: Keinen Dünger oder gedüngte Erde verwenden, der Boden besteht aus Torf (am besten Weißtorf oder Hochmoortorf). Torf so lange wässern, bis er sich vollgesaugt hat (mindestens über Nacht).
- Grube ausheben und darin entweder eine vorgefertigte Teichschale versenken oder – etwas aufwändiger – mit Teichfolie auskleiden. Die Tiefe sollte mindestens 60 Zentimeter betragen.
- Wasserspeicher anlegen: Einen Eimer umgedreht in die tiefste Stelle des Beetes stellen (er soll später ganz bedeckt und nicht mehr sichtbar sein) und von oben bis unten mit Löchern versehen. Der Eimer läuft voll Wasser, bei Trockenheit wird die Flüssigkeit durch die Löcher hindurch in das Moorbeet abgegeben. Bei großen Beeten können zwei oder drei Eimer passender Größe an verschiedenen Stellen eingesetzt werden.
- Optional: in die Mitte des Eimerbodens ein größeres Loch schneiden und einen Schlauch hindurchführen, der später aus dem Beet hinausragt (er kann mit Pflanzen kaschiert werden) und durch den im Hochsommer Wasser nachgefüllt werden kann.
- Beet bis zur Oberkante der Teichschale mit Torf füllen und diesen auch zwischen Eimer und Beetrand gut festdrücken.
- Der pH sollte je nach Pflanzenart in der Regel <5,0 sein. Er steigt aber nach einiger Zeit langsam aber stetig an, zum Beispiel durch das Regenwasser. Den pH-Wert deshalb regelmäßig überprüfen und bei Bedarf mit Spezialprodukten aus dem Handel oder ganz einfach mit Essig nachsäuern.
Im Moorbeet lassen sich nicht nur Orchideen, sondern auch viele fleischfressende Pflanzen (Sonnentau, Venusfliegenfalle) und andere Moorpflanzen wie Schwertiris oder Farne pflegen.
Orchideen auf Balkon und Terrasse
Viele Freilandorchideen lassen sich auch in Töpfen oder Blumenkästen auf dem Balkon oder der Terrasse pflegen und zur Blüte bringen. Im Vergleich zum Auspflanzen in den Garten hat das sogar Vorteile, denn die Pflanzen können bei Hagel oder extremer Hitze an geschützte oder schattige Orte gestellt werden. Doch es gibt auch einige Punkte, die man beachten sollte:
- Töpfe, Kübel und Kästen erwärmen sich schneller in der Sonne und trocknen schneller aus. Man sollte im Sommer daher oft, aber nicht zu viel gießen.
- Am Boden der Töpfe sollten immer Löcher und unbedingt eine Drainageschicht vorhanden sein (mehr Tipps dazu im Kapitel „Pflege von Zimmerorchideen“).
- Wasser läuft in Töpfen und Kübeln nur langsam ab. Staunässe durch übermäßige Gießen oder Dauerregen sollte unbedingt vermieden werden.
- Das passende Substrat sollte je nach Orchideenart individuell ausgewählt werden.
- Orchideen mögen nährstoffarme Böden. In Töpfen ist das Substrat jedoch so begrenzt, dass Nährstoffe schnell gänzlich verbraucht werden und zusätzlich durch den Regen ausgewaschen werden. Deshalb ist regelmäßiges aber mäßiges Nachdüngen mit speziellem Orchideendünger sinnvoll.
- Im Winter sind die Wurzeln in Töpfen besonders frostgefährdet. Kübel sollten geschützt werden, zum Beispiel mit Styropor-Umhüllungen oder durch die Verwendung spezieller doppelwandiger Pflanzkübel.
- Ein Überwintern in beheizten Räumen ist nicht sinnvoll, da die Orchideen dann zu früh wieder austreiben.
- Cypripedium-Arten tolerieren es nicht gut, wenn das Wurzelwachstum zu stark eingeschränkt ist. Hier sollten ausreichend große Töpfe, breite Schalen oder Blumenkästen verwendet werden.
Pflege von Zimmerorchideen
Die überwiegende Zahl der hierzulande verkauften Orchideen wird im Zimmer gepflegt. Das Herausfordernde aber zugleich auch Faszinierende an den Pflanzen sind ihre nicht ganz alltäglichen Ansprüche, die sie von allen anderen Zimmerpflanzen unterscheiden.
Voraussetzungen und Grundlagen der Orchideenpflege
Orchideen sind zwar schwieriger zu pflegen als viele gängigen Zimmerpflanzen, doch viele lassen sich mit etwas Wissen gut auf dem Fensterbrett kultivieren und zur Blüte bringen. Dazu sollte man jedoch vorab einige Punkte beachten.
Tipps zum Orchideenkauf
Orchideen erhält man heute fast überall. Beim Kauf sollte man jedoch auf einige Punkte achten:
- Gattung und Art sollten genau bezeichnet sein.
- Es sollte eine Pflegeanleitung mitgeliefert werden.
- Pflanzen mit abgerissenen Blättern, beschädigten Wurzeln oder sichtbarem Schädlingsbefall meiden.
- Orchideen tolerieren kalte Temperaturen nur schlecht. Gekaufte Orchideen sollte man im Winter auf der Heimfahrt vor Kälte schützen. Gute Online-Händler versenden nicht bei Minusgraden.
- Ist eine Orchideenausstellung in der Nähe, lohnt sich der Besuch. Hier erhält man nicht nur unzählige, interessante Arten, sondern auch wertvolle Tipps und Pflegehinweise.
- Vor dem Kauf überlegen, welche Bedingungen (Temperatur, Licht, usw.) man bieten kann und passende Art auswählen.
Benötigt man Zubehör?
Als Anfänger ist zunächst kaum Zubehör oder spezielle Ausstattung nötig. Später sind ein Thermometer und ein Hygrometer (zum Bestimmung der Luftfeuchtigkeit) sinnvoll. Echte Experten nutzen mehr Zubehör. Sie messen die Leitfähigkeit des Gießwassers, kühlen ihre Pflanzen im Hochsommer mit kleinen Klimaanlagen und besitzen Mini-Gewächshäuser für ihre Jungpflanzen.
Hält meine Orchidee eine Winterruhe / Ruhephase?
Viele Orchideen legen jährlich eine Wachstumspause ein, die oft in den Winter fällt. Das tun jedoch nicht alle Orchideen (Phalaenopsis benötigt keine Ruhephase). Käufer sollten sich bei neu gekauften Orchideen deshalb immer über den individuellen Wachstumszyklus informieren. In der Ruhephase werden die Orchideen weniger gegossen und nicht gedüngt. Das Einhalten der Winterruhe ist bei diesen Arten die Grundvoraussetzung für die Blüte.
Orchideen richtig pflegen
Die Orchideenpflege hängt individuell von der Orchideenart ab. Im Folgenden finden Orchideenfans viele Tipps, die auf verschiedene gängige Orchideen zutreffen. Es ist jedoch immer ratsam, gerade bei selteneren Arten in die Pflegeanleitungen zu schauen oder die individuellen Ansprüche im Internet zu recherchieren.
Der richtige Standort für Orchideen
Orchideen mögen es sonnig, vertragen aber direkte Mittagssonne oft schlecht. Daher ist ein Platz an einem unbeschatteten West- oder Ostfenster für viele Arten ideal. Steht nur ein Südfenster zur Verfügung, kann man bei Händlern nach Orchideen fragen, die es sonniger mögen (z. B. bestimmte Cattleya-Arten). Es ist auch möglich, für mehr Schatten zu sorgen, indem man größere Pflanzen vor oder neben die Orchidee stellt. An einem Nordfenster kann man Orchideenarten wählen, die es schattiger mögen (Masdevallia, Miltonia) oder mit einer kleinen Pflanzenlampe für mehr Licht sorgen.
Luftfeuchtigkeit: Orchideen mögen es feucht
Die Luftfeuchtigkeit ist die Menge an Wasser, die in der Umgebungsluft enthalten ist. Sie ist für Orchideen ganz besonders wichtig. Viele Orchideenarten stammen aus den Tropen und Subtropen. Sie sind deshalb auf eine hohe Luftfeuchte eingerichtet. Sie bilden Luftwurzeln, mit denen sie Wasser aus der Luft ziehen können. Bei der Luftfeuchtigkeit gilt:
- Sie sollte bei mindestens 40, für viele Arten besser bei 60 bis 80 Prozent liegen. Messen kann man sie mit einem Hygrometer, das man direkt neben die Pflanzen stellt.
- Bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit für Luftbewegung sorgen (zum Beispiel mit einem Ventilator). Sonst können Substrat und Pflanzen schimmeln.
So erhöht man die Luftfeuchtigkeit:
- Ansprühen: Nicht zu oft und nur mit feinem Nebel sprühen, denn viele Orchideen mögen keine nassen Blätter, vor allem nicht in der kühleren Jahreszeit. Das Wasser sollte nicht kalkhaltig sein (mehr zum richtigen Wasser unter dem Punkt „Gießen“).
- Töpfe mit einem doppelten Boden nutzen (siehe Abschnitt „Der richtige Topf“) oder Wasserschalen neben den Pflanzen aufstellen.
- Besonders empfindliche Orchideen oder Jungpflanzen kann man in Mini-Aquarien oder kleine Gewächshäuser stellen, wo die Luftfeuchtigkeit deutlich höher ist.
- Liebhaber mit vielen, seltenen oder schwer zu pflegenden Arten verwenden oft auch elektronische Luftbefeuchter (Vernebler).
- Für echte Profis eignen sich Beregnungsanlagen, die vor allem in großen Orchidarien, Gewächshäusern oder Wintergärten zum Einsatz kommen.
Spezielle Orchideensubstrate
Die meisten Orchideen wachsen als Epiphyten (Aufsitzerpflanzen) auf tropischen Bäumen. Das bedeutet, dass sie nicht an das Wachstum in Böden angepasst sind. Um Wasser aus der Luft zu ziehen, bilden viele Orchideenarten Luftwurzeln aus. Diese Wurzeln würden in normaler Erde schnell verfaulen. Ein absolutes No-Go für Orchideen ist gedüngte Blumenerde. Spezielle Orchideensubstrate sind nährstoffarm und enthalten grobe Stücke, damit die Wurzeln gut durchlüftet werden. Man kann unterschiedliche Substratmischungen im Handel kaufen, auf denen man Angaben findet, für welche Orchideen sie sich eignen. Wer seltenere Arten pflegen möchte, sollte sich vom Verkäufer Empfehlungen für das beste Planzsubstrat geben lassen. Viele Liebhaber mischen ihre Substrate auch selbst. Eine selbstgemachte Mischung, die sich gut für viele Phalaenopsis eignet:
- 60 % Rindenstücke: Erhöhen die Durchlässigkeit. Die Größe der Stücke sollte geringer sein, je kleiner der Topf und je dünner die Wurzeln der Orchidee.
- 20 % Blähton (Pflanzgranulat, zum Beispiel Seramis): Speichert Wasser
- 10 % Perlite: Bindet Wasser und verbessert die Luftdurchlässigkeit
- 10 %Holzkohle: Bindet Giftstoffe und lockert den Boden auf
Allerdings hat hier jeder Orchideenfreund sein eigenes Rezept und jede Orchideenart ihre eigenen Ansprüche.
Aufbinden auf Ästen oder Rindenstücken
Einige epiphytische Orchideen lassen sich auch direkt auf einem Ast oder auf großen Rindenstücken aufbinden und dort kultivieren. Sie benötigen dann aber mehr Pflege, da sie Feuchtigkeit nicht mehr aus dem Substrat ziehen können. Man sollte häufig Sprühen, die Pflanzen neben einem Luftbefeuchter platzieren oder Räume mit hoher Luftfeuchtigkeit nutzen (Gewächshäuser, Wintergärten oder das Badezimmer). So geht man beim Aufbinden vor:
- Zum Aufbinden eignen sich Naturkorkäste oder Korkeichenrinde, Mangrovenwurzeln, aber auch Korkplatten, Baumfarnplatten oder mit Kokosfasern ummantelte Bambusrohre, die bei gut sortierten Orchideenhändlern erhältlich sind.
- Wenn das Arrangement später aufgehängt werden soll, vorher an Haken oder Löcher denken.
- Orchidee samt Topf in weiches Wasser eintauchen. Topf abziehen und Substratreste entfernen.
- Auf den Ast etwas Fasertorf oder Sphagnum-Moos als Polster legen und mit einem Draht oder Faden befestigen.
- Orchidee daraufsetzen und mit dehnbarem Material (Streifen eines Nylonstrumpfes oder spezielles Orchideenband aus dem Handel) befestigen. Die Wurzeln dabei möglichst nicht knicken oder beschädigen.
Der richtige Topf und das richtige Fensterbrett
Spezielle Orchideentöpfe haben oft einen Zwischenboden, auf dem die Pflanze aufsitzt. Dadurch läuft überschüssiges Wasser nach unten ab und es entsteht keine Staunässe. Das lässt sich jedoch auch selbst nachbauen: Man wählt einen Übertopf, der deutlich größer als der Orchideentopf ist, und füllt diesen mit Blähton und etwas Wasser. Darauf kommt der Orchideentopf, der nicht in das Wasser eintauchen darf. Dadurch erhöht man um die Pflanze herum die Luftfeuchtigkeit, während gleichzeitig „nasse Füße“ und Wurzelfäule vermieden werden. Wo Wasser ist, gedeihen aber auch Pilze und Bakterien. Daher sollte man Wassergefäße alle ein bis zwei Monate gründlich ausspülen. Neben dem praktischen Aspekt spielt bei Orchideengefäßen aber auch die Optik eine große Rolle. Möchte man die teils sehr filigranen Pflanzen mit ihren schönen Blüten optimal zur Geltung bringen, eignen sich hohe, schmale Töpfe, deren Farbe mit der Blütenfarbe harmoniert. Auch Glasgefäße sind möglich, die den Blick auf das Substrat und die Wurzeln zulassen.
Umtopfen von Orchideen: Alle 2 bis 3 Jahre
Generell empfiehlt sich, Orchideen alle zwei bis drei Jahre umzusetzen. Das Substrat verrottet mit der Zeit und Salze aus dem Gießwasser sammeln sich an. Grundsätzlich gilt:
- Vorsichtig vorgehen und nur maximal alle 2 Jahre umtopfen, denn manche Orchideen tolerieren Verletzungen der Wurzeln nur schlecht.
- Am besten Umtopfen, wenn gerade die frischen Triebe erscheinen (Frühjahr). Niemals während der Blüte!
- Immer sofort umtopfen, wenn die Wurzeln faulen, Schädlinge sichtbar sind oder das Wasser im Topf veralgt (grün) oder schleimig aussieht.
So geht man beim Umtopfen am besten vor:
- Einen Tag vor dem Umtopfen kräftig gießen.
- Topf drehen und kneten, bis die Wurzeln sich lösen.
- Pflanze vorsichtig herausheben. Zur Not Topf aufschneiden.
- Wurzeln sanft abklopfen und von altem Substrat befreien. Sind Wurzeln fest mit Substratstücken verwachsen, verbleiben diese Teile im Topf.
- Beschädigte, verfaulte oder vertrocknete Wurzelteile abschneiden. Nicht in gesunde Wurzeln schneiden.
- Sind Schädlinge vorhanden, die Pflanze für einige Stunden wässern (komplett in einen Wassereimer eintauchen), damit die Schädlinge ersticken.
- In einen größeren Topf umsetzen, der zur Hälfte mit dem passenden Substrat gefüllt ist.
- Um die Pflanze herum mit Substrat auffüllen.
- Für mindestens drei Tage nicht gießen und einen Monat nicht düngen. Ansprühen ist möglich, wenn es zu trocken wird.
Orchideen richtig gießen
Das richtige Maß bei der Versorgung mit Wasser ist das A und O für das Wachstum und die Gesundheit der Orchideen. Dabei sollte man Folgendes beachten: Weiches Wasser verwenden Orchideen sollte man immer mit weichem Wasser gießen. Am besten eignet sich Regenwasser, doch das kann nicht jeder sammeln. Wer Orchideen mit Leitungswasser gießen möchte, sollte vorher seine lokalen Wasserwerte überprüfen. Ist das Wasser härter als 8 °dH (Grad deutsche Härte), sollte man es mit destilliertem Wasser mischen. Als Faustregel gilt:
- Mittelhartes Wasser (8-20 °dH): Halb-halb Mischung aus Leitungswasser und destilliertem Wasser
- Sehr hartes Wasser (20-30 °dH): Ein Drittel Leitungswasser, zwei Drittel destilliertes Wasser
Alternativ eignen sich Wasserfilter, die man für Kaffee- oder Teewasser im Handel relativ günstig bekommt. Experten und Züchter nutzen große Ionentauscher oder Umkehrosmoseanlagen. Nicht zu viel gießen Orchideen mögen zwar eine hohe Luftfeuchtigkeit, doch keine Staunässe um die Wurzeln. Gelegentliches komplettes Austrocknen überstehen Orchideen besser, als wenn die Wurzeln dauerhaft zu feucht sind. Das gilt vor allem für die Arten mit Bulben (verdickte Teile am Stängel, die Wasser speichern). Darum gilt: Orchideen mit Bulben immer erst gießen, wenn der Wurzelballen komplett trocken ist. Das kann je nach Jahreszeit unterschiedlich lang dauern. Tauchen statt Gießen Eine gute Alternative zum herkömmlichen Gießen ist das Eintauchen von Orchideen. Dabei wird der gesamte Topf mit dem Wurzelballen in ein Gefäß mit weichem Gießwasser, das Raumtemperatur hat, eingetaucht (nur langsam bis zum Topfrand eintauchen, damit das Substrat nicht wegschwimmt). Alternativ kann man auch den Übertopf bis zum Rand mit Wasser füllen. Ist das Substrat komplett vollgesogen, noch fünf Minuten im Wasser lassen, dann Wasser entfernen und den Topf gut abtropfen lassen, bevor er wieder in seinen Übertopf kommt. Tauchen muss man die Orchidee je nach Topfgröße, Pflanze und Temperatur etwa einmal pro Woche.
Regelmäßiges Düngen ist notwendig
Orchideen, die in der Natur auf Bäumen sitzen, haben dort nicht den nährstoffreichen Boden, den Landpflanzen nutzen können. Daran haben sie sich im Lauf der Evolution so angepasst, dass sie in zu nährstoffreichen Substraten nicht überleben. Pflegt man Orchideen im Topf, ist dennoch regelmäßiges Düngen notwendig. Die Umgebung ist hier so begrenzt, dass die Pflanze schnell alle verfügbaren Nährstoffe aus dem Substrat gezogen hat. Allerdings gilt hier: Niedrig dosiert und nicht zu oft düngen. Anfänger sollten sich speziellen Orchideendünger besorgen und die Dosierung an die Orchideenart und die Anweisung auf dem Dünger anpassen. Experten beginnen im Frühjahr zunächst mit sehr wenig verdünntem Dünger und steigern die Menge in den nächsten Wochen langsam. Während der Blüte kann auf einen speziellen „Blühdünger“ umgestellt werden, der meist mehr Phosphor enthält.
Beschneiden und Pflege nach der Blüte
Ist die Orchidee verblüht, hängt es von der individuellen Art ab, wie man weiter vorgeht. Dieser Schritt kann grundlegend wichtig sein, damit die Pflanze erneut blüht.
- Phalaenopsis und viele Oncidium sollte man nach der Blüte nicht beschneiden, denn am alten Blütenstand können sich wieder neue Blüten bilden. Völlig braune, abgestorbene Teile kann man aber entfernen.
- Orchideen mit Winterruhe (z. B. Dendrobium) bilden während ihrer Ruhephase keine neuen Triebe oder Blüten. Bei diesen Pflanzen entfernt man die alten Blüten sofort. Sie treiben nach Abschluss der Winterruhe neu aus.
Checkliste: Die wichtigsten Punkte der Orchideenpflege in Kurzform
- Verkäufer bevorzugen, die die genaue Art angeben und eine Pflegeanleitung mitgeben
- Spezielles und auf die Art abgestimmtes Orchideensubstrat verwenden
- An ein West-oder Ostfenster stellen
- Für höhere Luftfeuchtigkeit sorgen oder regelmäßig sprühen
- Regelmäßig Gießen oder einmal wöchentlich in Wasser tauchen
- Zum Gießen weiches Wasser / Regenwasser verwenden
- Alle zwei bis drei Jahre umtopfen (Frühjahr) und Substrat erneuern.
- Mit Orchideendünger in der Wachstumsphase regelmäßig düngen
- Ruhephase beachten, wenn nötig (Phalaenopsis brauchen keine Winterruhe)
Checkliste: Die häufigsten Fehler bei der Orchideenpflege
- Die Orchidee wird ohne genaue Angabe der Art gekauft (dadurch ist bei Wachstumsproblemen keine Recherche der optimalen Pflege möglich)
- Kein Orchideensubstrat oder falsches Substrat verwendet
- Zu viel Sonne (Südfenster) oder zu wenig Licht
- Zu viel Dünger oder es wird gedüngte Erde verwendet
- Bei Arten mit Ruhephase wird keine Winterruhe eingehalten
- Falsches oder zu frühes Beschneiden nach der Blüte
- Zu viel Gießen führt zu Staunässe und Wurzelfäule
- Töpfe ohne Drainage führen zu Staunässe und Wurzelfäule
Checkliste: Was tun, wenn die Orchidee nicht blüht?
- Überprüfen, ob diese Orchideenart eine Ruhephase (Winterruhe) benötigt, in der kaum gegossen und nicht gedüngt wird.
- Auf das richtige Beschneiden der Orchidee achten (siehe „Beschneiden und Pflege nach der Blüte“). Nach der Blüte bei Phalaenopsis keine noch lebenden Blütenstände abschneiden, daran können sich neue Blüten bilden.
- Lichtverhältnisse überprüfen (im Sommer nur Morgen- oder Abendsonne).
- Temperatur (Nacht / Tag) sowie Luftfeuchtigkeit messen und mit den Ansprüchen der Orchideenart abstimmen.
Orchideen vermehren
Die meisten Orchideenhalter werden nur mit der vegetativen Vermehrung Erfahrungen machen, die im Folgenden näher beschrieben wird. Wer daran Freude hat, kann sich später näher mit der generativen Vermehrung (durch Samen) auseinandersetzen, die deutlich aufwändiger ist. Tipps zur vegetativen Vermehrung:
- Kommen Messer oder Scheren zum Einsatz, sollte man sie immer vorher desinfizieren.
- Jungpflanzen am besten in ein Mini-Aquarium oder Mini-Gewächshaus mit Abdeckung stellen, bis sie größer sind. Sie benötigen eine hohe Luftfeuchtigkeit.
Die drei häufigsten Arten der vegetativen Vermehrung:
- Kindel (Keiki): An Bulben (bei Dendrobium, Calanthe, Epipendrum) oder an den Blütenständen (bei Phalaenopsis) bilden sich die „Kindel“, kleine Ableger mit Blättchen und Wurzeln. Hat ein Kindel mindestens zwei Blätter und einige Zentimeter lange Wurzeln, vorsichtig abtrennen und in ein feines Jungpflanzen-Substrat setzen.
- Teilen: Orchideen, die keine Kindel bilden, kann man beim Umtopfen vorsichtig teilen, wenn sie mindestens acht Bulben und zwei neue Triebe haben. Pflanzen unter Vermeidung von Beschädigungen vorsichtig auseinanderziehen und in zwei neue Töpfe setzen (Tipps dazu: siehe „Umtopfen von Orchideen“).
- Rückbulben (Pseudobulben): Beim Umtopfen kann man Rückbulben (als grüne, kugelige Auswüchse erkennbar) abschneiden und in Substrat setzen. Manchmal, aber nicht immer, wachsen daraus neue Orchideen heran.
Mangelversorgung, Krankheiten und Schädlinge: Eine kurze Übersicht
Wenn die Orchidee schlecht wächst und nicht gut aussieht, sollte man an Faktoren wie die Gießhäufigkeit, die Temperatur und das Licht denken. Es ist immer hilfreich, wenn man die exakte Orchideenart kennt, die Ansprüche dieser speziellen Orchidee nachliest und Erfahrungsberichte von Orchideenzüchtern studiert. Häufige Symptome und mögliche Ursachen:
- Verfaulte Wurzeln: Das wird fast immer durch Staunässe (zu dichtes Substrat, zu viel Gießen) ausgelöst.
- Kleine, braune Flecken auf den Blättern oder Blüten: Hinweis auf Pilzerkrankungen, die sich mit entsprechenden Fungiziden behandeln lassen (am besten einen Fachmann zu Rate ziehen). Es können aber auch Bakterien oder Viren schuld sein. In jedem Fall die Pflanze zunächst separat stellen, damit andere Orchideen nicht angesteckt werden.
- Größere braune oder helle Stellen auf der Blattoberseite: Das kann Sonnenbrand sein, die Pflanze sollte schattiger gestellt und nicht bei Sonneneinstrahlung angesprüht werden.
- Sichtbare Schädlinge: Schildläuse, Blattläuse und andere Schädlinge erkennt man mit dem Auge, Spinnmilben an ihrem Gespinst. Je nach genauer Schädlingsart sollte man sich spezifische Hinweise zur Bekämpfung von Fachleuten geben lassen. Manchmal reicht gründliches Waschen oder längeres Untertauchen (eine Stunde) um Schädlinge zu beseitigen.
- Welke Blätter oder Blattabwurf: Mögliche Ursachen sind Lichtmangel, zu starkes Austrocknen oder ein ungeeignetes, zu dichtes Substrat.
- Ziehharmonikablätter / Knitterblätter: Häufig durch zu viel Sonne, zu niedrige Luftfeuchtigkeit oder zu unregelmäßiges Gießen bedingt.
Bei Krankheitssymptomen, die sich nicht so einfach zuordnen lassen, lohnt es sich im Zweifelsfall, bei Experten nachzufragen.
Bildquellen:
Orchids flowers macro in pink and soft background. © Depositphotos.com/iriana88w